Beim Sommerfest des Schleißheimer Tauschrings am
letzten Wochenende wurde ich gefragt, wann denn der nächste PC-Tipp käme. Zugegeben: Ich hatte die letzte
Zeit ein paar andere Dinge im Kopf und keine drängende Idee. Die ereilte mich aber noch am gleichen Abend.
Ein Tauschring-Mitglied hatte kurz zuvor einen Gegenstand abzugeben und hatte ihrer entsprechenden Mail ein
Bild des Gegenstands beigelegt - direkt aus der Kamera. So wurde die Mail riesig groß. Wer ein kostenloses
Postfach mit recht begrenztem Speicherplatz nutzt, ahnt das Stöhnen mancher Empfänger.
E-Mail ist einer der ältesten Dienste im Internet - viel älter als beispielsweise das, was wir heute mit
dem Webbrowser nutzen. Alle Beteiligten unterhielten sich auf Englisch und so gab es keinen Grund, mehr als
128 verschiedene Buchstaben zu nutzen. 128 = 2 * 2 * 2 * 2 * 2 * 2 * 2 - also die 7. Potenz von 2. Man
braucht also nur 7 Bit, um einen Buchstaben zu übertragen, was das 8. Bit jedes Computerworts ("Byte") frei
lässt. Also nutzten die Entwickler des E-Mail-Dienstes das 8. Bit für andere Zwecke - ein folgenschwerer Fehler.
Irgendwann stellten die Internet-Entwickler fest, dass es auch noch andere Sprachen als Englisch gibt und
dass viele davon eben mehr Buchstaben nutzen - beispielsweise ÄÖÜäöüß. Schließlich gibt es auch noch Sprachen,
die noch viel mehr Schriftzeichen nutzen, vor allem in Fernost. So entwickelte man zunehmend komplexere Krücken,
um alle benötigten Zeichen darstellen zu können, beispielsweise "Codepages". Die sind die Ursache dafür, dass
immer wieder Websites ganz seltsame Zeichen ausgeben. Die Umlautliste oben in diesem Absatz wird in dieser
Website übertragen als "ÄÖÜäöüß". Wie ich das
weiter aufblasen musste, um diese sg. Entities sichtbar zu machen, kann sich jeder im Quelltext dieser
Seite selber ansehen.
All das änderte nichts daran, dass alle Benutzerinformationen in einer Mail irgendwie als 7-bit-Informationen
dargestellt werden müssen. Das bläst fast jede Information innerhalb einer Mail schon mal um 20% auf.
Formatierte Mails
Richtig wild wird es, wenn man seine Mails schön formatieren will und deshalb Formate wie HTML oder RTF
einstellt. Das vervielfacht das Datenvolumen der Mail:
- In den meisten Fällen produziert der E-Mail-Client (Outlook, MS Mail...) erst mal eine
nur Text-Version der Mail, damit der Empfänger auf jeden Fall eine für ihn lesbare Version der Mail
bekommt.
- Dann werden alle Formatierungsinformationen übertragen, die der E-Mail-Editor bietet - also wie weit eine
Liste eingerückt werden soll, welche Abstände zwischen Absätzen eingefügt werden sollen, wie groß die
Buchstaben einer Überschrift sein sollen und vieles mehr.
- Schließlich kommt noch die Mail in ihrer "schönen" Form in die Mail rein.
Das führt dazu, dass sich das Datenvolumen der Mail gegenüber der einfachen Version mindestens
verdreifacht. Das ist der wichtigste Grund, warum ich bei der E-Mail-Version dieser PC-Tipps auf diese
Formatiermöglichkeiten verzichte.
In meinen Mailinglisten klagen immer wieder
Teilnehmer darüber, dass sie ihre Mails nur in kleinen Stücken einspielen könnten. Das ist aber eine
gewünschte Eigenschaft, denn in manchen meiner Mailinglisten erscheinen schon mal 50 Mails am Tag. Wenn jede
davon 1 MB groß wäre, dauerte die Übertragung der Mails für manche Leute gefühlte Ewigkeiten. Nicht jeder
hat einen 16.000er ADSL-Anschluss - auch in Deutschland nicht.
Die Begrenzung auf 10.000 Zeichen ist aber längst nicht so knapp, wie es erscheint: So eine Mail kann im
Format "nur Text" immer noch 8.000 Zeichen enthalten. Zum Vergleich: Dieser Text enthält gut 6.000 Zeichen.
Bilder in E-Mails
Ganz besonders schlimm wird das Datenvolumen, wenn man Bilder an eine Mail anhängt - zumindest wenn
man direkt die Bilder aus der elektronischen Kamera nimmt. Die haben heute eine viel größere Auflösung als
jeder Computerbildschirm. Alle übertragenen Details kann man also nur bei kräftiger Ausschnittvergrößerung
überhaupt erkennen. Dafür sind die .JPG-Dateien mehrere MB groß.
Der Ausweg ist, die Bilder vor dem Einbinden in eine Mail zu verkleinern. Für Schnappschüsse reicht es in
aller Regel, eine 800 * 600 Pixel (Bildpunkte) große Fassung beizulegen. Die ist schnell erzeugt, etwa mit
dem kostenlosen Program IrfanView und dem Befehl "Bild/Größe ändern". Schon ist man bei einem Datenvolumen
von typisch 200 kB. Zum Vergleich: Die Bilder in dieser Website sind nur ausnahmsweise breiter als 400 Pixel.
Dateien anderweitig ablegen
Oft ist die bedeutend bessere Lösung, die Dateien im Internet zugänglich zu machen und in der Mail nur
die entsprechenden Adressen anzugeben. Wer irgendwo Webspace, also Platz für eine Website hat, kann den
nutzen. Sehr viele Internetnutzer haben kostenlosen Webspace bei dem Dienstleister, der ihnen den
Internetzugang bereitstellt.
Oder man nutzt die Cloud, also passende Speicherdienste im Internet, von Picasa über Facebook bis
Dropbox. Letzteren Dienst nutzten Freunde, die neulich heirateten.
Dabei muss man aber beachten, dass man bei kostenlosen Cloud-Diensten die Hoheit über seine Daten aufgibt.
Ich bin beispielsweise strikt dagegen, dass jemand Bilder von mir bei Facebook einstellt: Facebook benutzt
ein Gesichtserkennungsprogramm, um die auf einem Bild sichtbaren Personen zu identifizieren. Jede
abgebildete Person hat das Recht an ihrem Bild, gegen das man bei so einer Gelegenheit verstößt.
Wer hier gar geschäftliche Daten ablegen will, muss die vorher dringend gut verschlüsseln und dem Empfänger
den Schlüssel möglichst außerhalb des Internets mitteilen. Aber das empfiehlt sich auch beim E-Mail-Versand.
PRISM lässt grüßen...
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