Die Frühzeit der Datensicherung
In der Anfangszeit meiner Computerei lernte ich die Bedeutung von Datensicherung auf die harte Tour kennen: Wie
schnell hat man mal eine wichtige Datei gelöscht. Oder eine Diskette ließ sich auf einmal nicht mehr lesen. Oder ein
Programm stürzte ab und riss seine Dateien mit sich. Also speichert man seine Daten zusätzlich irgendwo auf einem
anderen Datenträger.
Lange Zeit gab keine Alternative dazu, Datensicherungen auf Diskette anzulegen. Das war umständlich und langwierig
aber immer noch billiger als irgendwelche Festplatten. Meine erste Festplatte kaufte ich 1988: 30 MB für 1300 DM.
Dann kamen die ersten Bandlaufwerke auf. Mit diesen Floppy-Streamern konnte man auf einer Bandkassette für 20 DM
bis zu 60 MB speichern.
Die mittlere Zugriffszeit lag im Bereich von 10 min. Eine bestimmte Datei mit einem bestimmten
Änderungsstand zu suchen war also extrem aufwändig.
Die nächste Stufe kam dann Ende der 1990er Jahre: CD-Brenner wurden bezahlbar, auch die Rohlinge dazu. Letztlich
änderte sich aber nur, dass man größere Datenmengen speichern konnte, die Zugriffszeiten drastisch sanken und die
Datenträger eine längere Lebensdauer hatten. An der Frage, wie man an eine bestimmte Datei in einem bestimmten Zustand
wieder ran käme, änderte sich wenig: Man suchte sich schnell einen Wolf in den vielen CDs.
Endlich gibt es Möglichkeiten zur Datenarchivierung
2011 baute ich mir einen neuen, leistungsfähigen Rechner, der aber nicht für die normale Arbeit gedacht ist:
Einen Server. Das Ding steht im Keller und die meiste Zeit hängen weder Tastatur noch Bildschirm daran. Über
eine Fernsteuersoftware kann ich ihn von meinem Laptop aus bedienen. Die Bedienoberfläche ist so, zugegeben,
ziemlich lahm. Macht aber nix. Dieser Rechner ist auf Zuverlässigkeit getrimmt, für die Spezialisten:
ECC-RAM und RAID5. Als Betriebssystem läuft darauf Windows Home Server 2011.
Im Lauf der Zeit habe ich alle meine Datensicherungs-CDs, DVDs und externen Festplatten da drauf kopiert - alle als
getrennte Unterverzeichnisbäume nebeneinander. Danach lief der Server einen ganzen Tag, um für den gesamten Datenbestand
einen Suchindex zu erstellen. Jetzt braucht der Rechner nicht mehr die ganze Platte mit mehreren Millionen Dateien
zu durchsuchen, wenn ich nach einem bestimmten Datei- oder Verzeichnisnamen suche. Das Ergebnis bekomme ich in
ein paar Sekunden.
Die neue Praxis
Diese Möglichkeit habe ich in letzter Zeit intensiv genutzt, um meine Datenbestände zusammenzuführen. Das geht
immer dann recht leicht, wenn die Dateien im Namen ein eindeutiges Merkmal tragen. So erstelle ich einmal im Monat
eine Datei mit dem Quellcode von www.techwriter.de nach dem Muster itkh<Jahr><Monat>.zip, also z.B.
itkh1301.zip für Januar 2013.
Also habe ich erst mal im Explorer nach itkh*.zip gesucht - das waren so etwa 2500 Dateien. Und dann habe ich sie
alle in ein Verzeichnis "verschoben" - und zwar so, dass Dateien mit gleichem Namen überschrieben wurden. Ergebnis:
Ich habe jetzt alle Quellcode-Archive ab August 1999 in einem einzigen Verzeichnis liegen - kaum 200 Stück. Das habe
ich mit diversen weiteren Datenbeständen getan, die obige Bedingung erfüllen. Manche Dateien hatte ich 60mal auf der
Platte liegen! Auch war es jetzt kein Problem mehr, quer über alle Bestände nach *.tmp oder *.bak zu suchen. Von den
rund 1.000 GB Datenbestand wurde ich mit solch einfachen Methoden etwa 50 GB los.
Nicht so einfach funktioniert das mit Dateien, die ich immer wieder ändere und unter dem gleichen Namen speichere -
etwa meine Bewerbungsunterlagen. Als Selbständiger brauche ich die bedeutend öfter als ein Angestellter und muss sie
auch alle paar Monate aktualisieren. Immerhin kann ich jetzt recht leicht nach den entsprechenden Dateinamen suchen
und die Dateien dann nach Alter sortieren.
Bestimmte Datenbestände, z.B. "Image-Backups" von nicht mehr existierenden Rechnern, habe ich mittlerweile wieder auf
DVDs ausgelagert und vom Server gelöscht. Wenn alle Stricke reißen, könnte ich auch darin noch suchen. So habe ich
nebenbei bis zu 14 Jahre alte CDs auf DVDs umkopiert. Lediglich zwei dieser alten Datenträger waren nicht mehr lesbar.
Zudem konnte ich aus 6-8 CDs eine DVD machen.
Ach ja: Natürlich sichere ich auch den Server - auf externe 1-GB-Platten. Davon liegen schon drei Stück im
Stahlschrank. Der Preis von 70 EUR/Stück relativiert sich, verglichen mit den 60-MB-Bandkassetten für 20 DM. Die
Datensicherung wurde aber nicht schneller: Bis so eine 1-TB-Platte voll ist, dauert es fast einen Tag.
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