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PC-FAQ für Flutopfer


Dieser Text entsteht aus gegebenem Anlaß.

Ich werde versuchen, möglichst konkrete Tipps für den Fall zusammenzustellen, daß Ihr Rechner nasse Füße bekam. Die folgenden Hinweise gebe ich nach bestem Wissen und Gewissen, aber Gewähr kann und will ich keine geben!

Gefahr: Die gesamte Computerei muß komplett trocken sein,
ehe der Anschluß zum Stromnetz hergestellt werden darf!
Auch dann kann das noch gefährlich sein!

Der professionelle Weg:

Wertvoll sind vor allem Ihre Daten – dagegen fallen die paar 1000 EUR für die Hardware häufig kaum ins Gewicht. Wenn Sie die Daten unbedingt wieder haben müssen, empfehlen die professionellen Datenretter folgendes Vorgehen:

  • Festplatte ausbauen.
  • Festplatte und ggf. Datenträger (Bänder) luftdicht einpacken (nicht trocknen!), speziell wenn der ganze Kram voller Schlamm ist.
  • Stoßgesichert an einen der einschlägigen Dienstleister schicken.

Die Hotlines der großen deutschen Datenretter: 06331/268168 (Convar), 0800/4227112 (Ibas), 0800/10121314 (Ontrack) und 089/3235030 (Vogon)

Erster Tipp: Wenn Elektronik naß wird, sofort ausschalten und Batterie raus!

  1. Mein Rechner stand im Wasser. Ist noch etwas zu retten?
    Der Rechner selber ist wohl nicht mehr zu retten, denn Feuchtigkeit führt zu Korrosion. Sie sollten aber so schnell wie möglich die Festplatte ausbauen. Siehe nächste Frage:
  2. So wertvoll ist ein drei Jahre alter Rechner ja nicht, aber ich habe noch viele wichtige Daten drin. Komme ich da vielleicht noch irgendwie ran?
    Eigentlich sollte das Problem nicht auftauchen, denn als professioneller PC-Nutzer sichern Sie Ihre Daten regelmäßig und lagern die Datensicherung außerhalb. Aber wenn das Kind doch in den Brunnen gefallen ist, haben Sie mehrere Möglichkeiten:
    • Auf jeden Fall sollten Sie die Festplatte ausbauen. Entweder Sie nutzen die professionellen Datenretter (siehe oben) oder Sie entschließen sich zur Selbsthilfe. Dann sollten Sie die Festplatte so schnell wie möglich säubern und trocknen (Föhn). Da kommt es wortwörtich auf jede Minute an! (Die profesionellen Datenretter gehen das Thema anders an, weil sie im Reinraum das Gehäuse der Festplatte öffnen und ihre eigene Elektronik benutzen. Wenn Sie selber etwas tun wollen, sind Sie auf das Funktionieren der Originalelektronik angewiesen.)
    • Wenn die Festplatte äußerlich noch unversehrt aussieht, sollten Sie sie als zweite Platte in einen anderen Rechner einbauen und versuchen, so schnell wie möglich noch alles runterzukratzen. Dafür empfiehlt sich neben gezielten Kopieraktionen ein Image-Backup. Logisch, daß der Rechner über möglichst viel freien Speicherplatz verfügen sollte. Bei der Aktion geraten übrigens die Laufwerksbuchstaben durcheinander, weil das Laufwerk C: Ihres Rechners beim Gastrechner als D: erscheint und ggf. dessen Laufwerk D: als E:.
  3. Mein Rechner stand zwar nicht im Wasser, aber feucht war's schon. Wenn ich den Rechner einschalte, bleibt er hängen – er piepst oder am Bildschirm erscheint irgendwelches Fachchinesisch und das war's.
    Den Rechner überhaupt so einzuschalten war schon reichlich leichtsinnig - aber das Kind ist schon in den Brunnen gefallen. Wenn Sie sich aber sicher sind, daß das wirklich nur eine Kleinigkeit ist, dann versuchen Sie's mal so - natürlich nachdem Sie das Netzkabel gezogen haben:
    • Öffnen Sie den Rechner. Da haben sich die Hersteller viele unterschiedliche Methoden einfallen lassen.
    • Vermeiden Sie elektrostatische Aufladungen. Wenn's Ihnen leicht auf die Finger "haut", ist der Rechner hin! Primitivlösung: Fassen sie mögichst häufig das Gehäuse des Rechners an und vermeiden Sie Kunststoff in Ihrer Kleidung (auch Schuhe!).
    • Prüfen Sie sämtliche Lüfter auf Leichtgängigkeit. Die meisten Modelle enthalten Permanentmagnete, die Flügelräder sollten um eine bestimmte Lage ein- zweimal pendeln. Auch im Netzteil (dem Metallkasten mit dem Netzanschluß) stecken 1-2 Lüfter, mit einem Schraubenzieher in die Schlitze reinfahren.
    • Ziehen Sie jeden Stecker und stecken Sie ihn wieder rein – ganz egal, ob es um ein Kabel, eine Steckkarte oder ein Speichermodul geht. Achten Sie aber genau darauf, daß Sie die Verbindung wieder exakt so herstellen, wie sie vorher war. Sinn der Übung: Wenn's feucht wird und unterschiedliche Metalle aufeinander treffen, entsteht eine kurzgeschlossene "Batterie". Das führt zu chemischen Reaktionen (Korrosion). Die Reaktionsprodukte leiten den Strom gewöhnlich schlecht oder stellen Kurzschüsse her.
    • Wenn Sie auf Kontakten Beläge feststellen, nehmen Sie einen weichen Radiergummmi. Kein Kontaktspray und kein Sandpapier benutzen!
    • Wenn Ihr Rechner jetzt immer noch nicht mag, hängen Sie alles nicht unbedingt Nötige ab: Sound- und Netzwerkkarte raus, Stecker von CD-ROM- und Diskettenlaufwerk ab...
      Wenn der Rechner dann wieder Lebenszeichen von sich gibt, können Sie eine Komponente nach der anderen wieder anschließen, bis Sie den Schuldigen gefunden haben.
    Viel mehr sollten Sie als blutiger Laie nicht versuchen! Das kann eigentlich nur in die Hose gehen...
  4. Der Rechner ist hin, aber ich habe noch die Software dazu. Darf ich die auch auf einem anderen Rechner benutzen?
    Software unterliegt dem Urheberrecht und folglich gilt der "Erschöpfungsgrundsatz": Mit dem in Verkehr bringen hat der Urheber seine Verfügungsrechte erschöpft und kann nur noch eines verbieten: das Vervielfältigen. Aber so, wie Sie Ihre Zeitung in handliche Stücke zerschneiden und als Clopapier nutzen dürfen, können Sie mit Ihren Software-Lizenzen nach Belieben verfahren: Auf einem anderen Rechner installieren (aber natürlich nur auf einem!), verschenken, verkaufen usw., anders lautende Bestimmungen in den Lizenzverträgen sind nach deutschem Recht ungültig. Falls Sie das Windows-Lizenzetikett auf Ihrem Rechner ablösen wollen: Mit Wärme (Föhn, Heißluftgebläse) geht's. Das Problem sind eher die Kopierschutzmechanismen, zu denen Microsoft die Rechnerhersteller zwingt.
  5. Eigentlich war mir mein alter Rechner aus der 500-MHz-Klasse schnell genug. In den Läden finde ich aber nur noch Rechner mit 2000 MHz und mehr – zu Preisen, die mir deutlich zu hoch sind. Geht es auch billiger?
    Das geht sehr wohl billiger, auf mehreren Wegen:
    • Versuchen Sie's mit einem gebrauchten Rechner. Die Zeitschrift c't stellte dafür die Preisrichtlinie 0,5 EUR/MHz auf. Wenn Sie in Ihrer Umgebung keinen gebrauchten Rechner auftreiben können, bieten Online-Auktionen wie Ebay eine Alternative. Private Anbieter können dabei billiger sein als Händler, bieten aber auch keine Gewährleistung. Ein engagierter Privatmann kann aber durchaus mehr Service bieten als so mancher Händler. Im Großraum Berlin können Sie sich z.B. an ReUse Computer wenden.
    • Viele Firmen ersetzen ihre Rechner nach 3-5 Jahren. Häufig werden diese Rechner vorzugsweise an die eigenen Mitarbeiter abgegeben. Nachfragen im Bekanntenkreis kann durchaus lohnen. Allerdings scheuen viele Firmen Gewährleistungsprobleme und verkaufen deshalb grundsätzlich nicht an Privatleute. Nur zwischen Firmen läßt sich die Gewährleistung ausschließen.
    • Wenn die Zeitschrift Chip meint "Hier fehlt der Dampf" und einen Rechner abkanzelt mit EPIA taugt so nur für Mails und Office, dann ist das für uns hier doch eine gute Nachricht. Nebeneffekt: Auf dieser Basis lassen sich Rechner ohne Lüfter bauen. Folglich machen nur noch Festplatte und CD-Laufwerk Krach. Das Problem ist nur, entsprechende Komplettrechner in Deutschland aufzutun.
    • Bei den meisten Komplettrechnern zahlen Sie Software mit, die Sie womöglich nicht brauchen. Fragen Sie im Laden einfach danach: Vobis bot z.B. einen Laptop ohne Software für 999 EUR an, der in den Tests nicht so toll abschnitt. Auch die Firma Asus verkauft Notebooks ohne Software. Bleibt vor allem die Frage zu klären, ob Treiber für das vorhandene Betriebssystem dabei sind.

Literatur:

[1] Stiller, Andreas; Adamczewski, David: Angriff der stillen Reserve – Gebraucht-PCs: trendy, preiswert, ökologisch. In: c't 21/2002, S. 116ff
[2] Eder, Stephan W.: Den Computer auf keinen Fall trockenlegen – Datenrettung: Eine Festplatte, die komplett unter Wasser war, muss nicht unbedingt innen nass sein. In: VDI-Nachrichten Nr. 35, 30. August 2002, S. 15
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Alexander von Obert * http://www.techwriter.de/thema/pc-faqfu.htm
Letzte Änderung: 26.11.03 (Ergänzung 'Der professionelle Weg')


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