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Warum wir auf Atomkraft verzichten können


In der ganzen Atomenergie-Debatte sind ganz überwiegend Halbwahrheiten und Missinformation unterwegs. Hier will ich helfen, etwas technische Klarheit zu schaffen – auf einer sachlichen, verständlichen und fachlich fundierten Basis. Ich bin mir sicher, dass es auf diesem Gebiet ein riesiges Loch gibt: Die meisten Politiker erzählen sowieso in erster Linie das, was ihnen vermeindlich nutzt. Und dass viele Journalisten in technischen Dingen reichlich unterbelichtet sind und deshalb Unsinn von sich geben, habe ich schon ausführlich nachgewiesen.

Natürlich steht und fällt meine Glaubwürdigkeit mit meinem Hintergrund. Aber der ist in dieser Website ausführlich dargestellt: Von der Ausbildung her bin ich Dipl.-Ing. Elektrotechnik. Mein Geld verdiene ich seit Jahrzehnten mit dem freiberuflichen Schreiben technischer Unterlagen – je komplexer die Technik, die ich beschreibe, um so wohler fühle ich mich. Politisch bin ich nicht gebunden, habe aber sehr wohl meine Überzeugungen. Zu diesen Überzeugungen gehört schon seit langem, dass die Atomenergie, schon wegen ihrer extrem langlebigen, extrem gefährlichen Hinterlassenschaften, nicht zu rechtfertigen ist.

Einer meiner letzten Kunden war einer der deutschen Energieversorger. Der Auftrag ist abgeschlossen und da wird schon deshalb nichts mehr kommen, weil der Atomausstieg riesige, langfristige Löcher in seine Finanzen gerissen hat. Für einige seiner konventionellen Kraftwerke habe ich technische Unterlagen geschrieben – von Bedienungsanleitungen für das Schichtpersonal ("Fahranleitungen") bis zu kompletten Betriebshandbüchern. Ich werde den Teufel tun, irgendwelche Interna meines Kunden auszuplaudern. Aber ich nutze mein Wissen um Zusammenhänge und Hintergründe, um öffentlich zugängliche Informationen einzuordnen, zu kommentieren und zu glossieren. Bei so manchem Unsinn, den man täglich in den Nachrichten zu hören bekommt, kann ich ganz einfach nicht mehr ernst bleiben.

  1. Behauptung: 41% des Grundlaststroms in Deutschland stammt aus Kernkraftwerken. Deshalb können wir auf Atomenergie überhaupt nicht verzichten.
  2. Behauptung: Wenn wir die AKW abschalten, müssen wir dafür neue Kohlekraftwerke bauen
  3. Behauptung: Sieben AKW sind vom Netz und was passiert? Nichts!
  4. Behauptung: Fotovoltaik ist besonders umweltfreundlich
  5. Behauptung: Wir brauchen die Atomenergie, um die Klimakatastrophe aufzuhalten
  6. Behauptung: Mit CO2-Abscheidung lassen sich Kohlekraftwerke umweltfreundlicher machen
  7. Behauptung: Man kann aus Ökostrom auch Ökogas machen und statt neuer Hochspannungsleitungen das bestehende Gaspipeline-Netz benutzen
  8. Behauptung: Das Abschalten der Atomkraftwerke erzwingt den Bau vieler 1000 km neuer Hochspannungsleitungen
  9. Behauptung: Es mutzt nichts, wenn wir unsere AKW abschalten, weil rings um uns immer mehr Atomkraftwerke entstehen.
  10. Behauptung: Atomenergie ist unverzichtbar, weil sie die billigste Energie ist
  11. Behauptung: Wir können die erneuerbaren Energien nicht über 20% der installierten Leistung ausbauen, weil sonst das Netz unstabil wird.

Literatur

[1] Janzing, B.: So bleiben Sie AKW-Gegner
In: TAZ vom 11.07.2008. Der Autor bleibt zwar ziemlich an der Oberfläche, macht aber keine groben Schnitzer.
[2] EEX-Transparenzplattform
Hier veröffentlicht die Strombörse EEX (European Energy Exchange AG) im Leipzig aktuelle Zahlen über Stromerzeugung, u.a. aufgegliedert nach Kraftwerksarten.
[3] EnBW: Kurzbeschreibung der Kraftwerkserweiterung RDK 6S und RDK 8 im Rheinhafen-Dampfkraftwerk
RDK 6S ist ein GuD-Projekt. Direkt daneben steht der Block RDK 4S, der bereits zum GuD-Kraftwerk umgebaut wurde.
[4] Welt Online vom 14.02.2006: E.on reaktiviert alte Kraftwerke
Interview mit E.on-Vorstand Bernhard Fischer
[5] IAEA: International Status and Prospects of Nuclear Power, 2010 Edition, S. 3
[6] Verivox: Ölpreisbindung
[7] Berliner Zeitung von 26.04.2011: Kalte Reserve ungenutzt
Interessant ist an dem Artikel, dass er die Standorte aufführt. Die Bemerkungen ob der leichten Reaktivierbarkeit sind aber, zumindest was die Kohleblöcke betrifft, ziemlich daneben: Wenigstens ein Teil der Blöcke besitzt keine ausreichende Rauchgasreinigung, darf so also wohl kaum wieder in Betrieb gehen. Sicher wurde in der Zeit vor der Außerbetriebnahme nur das Allernötigste investiert. Auf eine 30 Jahre alte Prozesssteuerung, die 10 Jahre außer Betrieb war, ließe sich sicher niemand mehr ein. Reparieren lässt sich eine so alte Steuerung auch kaum noch, weil es keine Ersatzteile mehr gibt und sich niemand mehr damit auskennt.
[8] BDEW: Energiedaten
Der BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. vertritt die einschlägige Industrie. Diese Seite bietet umfangreiche Energiedaten, die direkt von den entsprechenden Betrieben stammen.
[9] CO2-Vergleich bei der Stromerzeugung in Deutschland
Diese Quelle ist eine der wenigen, die mir leidlich plausibel erschienen. Trotzdem fehlen mir da viele Klarstellungen und Quellenangaben. Die in der Tabelle am Ende erwähnten polykristalinen Solarzellen haben überigens einen schlechteren Wirkungsgrad als die monokristallinen, sind aber deutlich energiegünstiger herzustellen.
[10] Deutsche Übertragungsnetzbetreiber sehen erhebliche Auswirkungen des Kernkraftwerk-Moratoriums auf das elektrische System
Diese gemeinsame Pressemitteilung der Übertragungsnetzbetreiber hat natürlich auch die Aufgabe später mal sagen zu können wir haben rechtzeitig gewarnt. Aber es ist klar, dass der Verlust eines wesentlichen Teils der Stromerzeugungskapazitäten nicht so einfach weggesteckt werden kann. Sonst hätten die Controller der Konzerne bislang versagt und zugelassen, dass zu hohe Kraftwerkskapazitäten aufgebaut werden.
[11] Spiegel online: Maroder Stahl verzögert Start neuer Kohlekraftwerke
Der Titel des Artikels ist natürlich mal wieder Murx: Da ist nix verbraucht oder verschlissen, sondern die ganze Technik ist brandneu. Und mit so 1-2 Jahren Verspätung hat der Spiegel auch bemerkt, dass gegenwärtig in Deutschland keine neuen Kohlekraftwerke ans Netz gehen.
[12] Wikipedia: Biogasaufbereitung
[13] Schröder, Christian; Siemermann. René; Walter, Tim: Deutsches CCS-Know-How für den internationalen Markt
In: VGB Power Tech 9/2010, S. 72ff [http://www.vgb.org/]
[14] Balling, Lothar et al.: Betriebsflexibilität von GuD-Kraftwerken. Ein Schlüssel zur optimierten Netzeinbindung erneuerbarer Energieerzeugung
In: VGB Power Tech 9/2010, S. 93ff
[15] Strohm, H.: Friedlich in die Katastrophe. Eine Dokumentation über Atomkraftwerke.
Originalausgabe 1973, erweiterte Ausgabe 1981 ISBN: 978-3-894-01748-4. Siehe auch Besprechung beim Deutschlandfunk.
[16] Lappenküper, Ulrich: Mitterand und Deutschland – Die enträtselte Sphinx, 2011, ISBN 978-3-486-70511-9. Siehe auch Besprechung beim Deutschlandfunk.
[17] 100 gute Gründe gegen Atomkraft
Eine Website der ElektrizitätsWerke Schönau, der bekannten "Stromrebellen" aus dem Schwarzwald mit einer riesigen Linkliste. Manche Argumente der muss man allerdings relativieren: Ein Steinkohlekraftwerk gibt gewöhnlich mehr Radioaktivität ab als ein AKW – in den riesigen Kohlemengen sind halt auch radioaktive Stoffe drin. Aber natürlich werden bei Gewinnung, Aufbereitung des Kernbrennstoffs usw. riesige Mengen Radioaktivität freigesetzt oder zumindest nur unzureichend entsorgt.
[18] Unternehmen klagen über Stromaussetzer
Ein vernünftiges Rechenzentrum hat natürlich eine Notstromversorgung, aber hier ist der Stromverbrauch aber noch leidlich übersichtlich. Viele Industriebetriebe, vor allem in der Grundstoffindustrie, haben diese Chance nicht.
[19] Bund kürzt Solarförderung im Rekordtempo
Mittlerweile musste selbst die Bundesregierung offiziell eingestehen, dass die Förderung der Fotovoltaik in erster Linie Industrieförderung war und mittlerweile in erster Linie chinesische Anbieter fördert.
[20] Bayerisches Fernsehen: Kein Anschluss für Ökostrom (Meldung vom 02.03.2012)
E.ON als bayerischer Monopolist verzögert den Anschluss von Fotovoltaik-Anlagen teilweise über Monate. Ein E.ON-Sprecher meinte, die Antragsflut sei nicht zu bewältigen. Aus Sicht der betroffenen Stromerzeuger stellt sich E.ON häufig einfach tot.
[21] Handelsblatt: Neue Netze braucht das Land (30.05.2012)
Neun Monate, nachdem ich die Forderung nach übergelagerten HGÜ-Trassen hier formulierte, formulieren das jetzt auch die Netzbetreiber ähnich wie ich. Ich sprach von zwei Nord-Süd-Schienen (Nordsee-Schwarzwald und Ostsee-Bayern). Jetzt sollen vier solche Trassen gebaut werden.
[22] AG Energiebilanzen
Quelle für diverse Übersichten und Statistiken – beispielsweise wo wie viel Energie eingesetzt wird.
[23] Deutschlandfunk, 27.06.2012: Notfallplanung nicht adäquat
Eine österreichisce Studie untersuchte die möglichen Auswirkungen von Unfällen in 90 europäischen AKW.
[24] Financial Times Deutschland vom 30.07.12: GE bezweifelt Wirtschaftlichkeit von Kernkraft
Selbst der Chef von General Electric, einem der größten AKW-Ausrüster der Welt, bezweifelt die Wirtschaftlichkeit von Kernkraftwerken. Er sieht die Zukunft bei Wind und Gas.
[25] Deutschlandfunk, Forschung aktuell vom 04.10.2012: Urban, Karl: CO2-Lager weiter im Gespräch - Ob und wie Kohlenstoffdioxid in der Tiefe bleibt
[26] Deutschlandfunk, Forschung aktuell vom 16.11.2012: Mrasek, Volker: Wende ohne Kompass - Gesellschaft Deutscher Chemiker will Masterplan für Energiewende nachliefern
[27] Monitoringbericht 2012: Deutschen Stromnetzen droht der Kollaps
Handelsblatt vom 27.11.12
[28] Creating a Hybrid Hydro-Wind System on a Spanish Island
Dieser Artikel in renewableenergyworld.com beschreibt den Aufbau einer Windenergieanlage mit Pumpspeicherwerk, die den Großteil des Strombedarfs einer kleinen Kanareninsel decken soll. Die Auslegung als Teillastdeckung dürfte die aktuell wirtschaftlichste Möglichkeit sein: Die Windenergieanlage wird so mit hoher Last. d.h. gutem Wirkungsgrad betrieben. Der bisherige Dieselgenerator ist als Reservekapazität für das Inselnetz sowieso nötig.
[29] Handel mit Energie an Weihnachten: Strom zu verschenken
Süddeutsche Zeitung online vom 5. Januar 2013 11:54
Es kommt immer wieder vor, dass so viel Strom im europäischen Verbundnetz ist, dass die Erzeuger für die Abnahme sogar noch zahlen.
[30] Gäthke, Sönke: Wie die Stromversorgung für die Erneuerbaren umgebaut werden kann
Deutschlandfunk: Wissenschaft im Brennpunkt vom 13.01.13, 16:30 h
[31] www.Hubspeicher.de
Eine Informationssammlung zu Pumpspeicherkraftwerken und ähnlichen Stromspeicher-Möglichkeiten
[32] Die Energie-Industrie muss den Strom immer häufiger verschenken
In: Handelsblatt vom 03.01.2020. Der Artikel ist in sofern tendenziös, als er die Schuld den erneuerbaren Energien gibt und die Atomkraftwerke mit keinem Wort erwähnt. Auch die Diskussion 'Ausstieg aus der Kohle' ist einseitig: Die ganz großen CO2-Schleudern sind die Braunkohle-Kraftwerke. Die lassen sich auch vergleichsweise schlecht regeln, weil dann immer auch die ganze Kohleförderung angehalten werden muss: Zwischen den Schaufelradbaggern und den Dampferzeugern ist wenig mehr als die Transportbänder, die dann im Winter gerne einfrieren. Steinkohlekraftwerke lassen sich viel leichter runter- und wieder hochfahren, weil der Energiegehalt des Brennstoffs viel größer ist und folglich wesentlich geringere Massen nötig sind. Ein Steinkohlekraftwerk kann typisch einen Tagesbedarf im internen Kohlebunker speichern. Die viel kleinere Förder-Infrastruktur zwischen Kohlehalde und Kohlebunker läuft sowieso nicht ständig.
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Alexander von Obert * http://www.techwriter.de/thema/warumwir.htm
Letzte Änderung: 03.01.2020 (1 neue Literaturstelle)


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